Reisebericht Togo Tour 2017


Tag 1

Am Freitag den 17.11.2017 kommen wir in Togo an. In diesem Jahr fliegen wir erstmals über Brüssel nach Lomé. Bei der Ankunft am Flughafen in Lomé fehlt ein Koffer von Silvia. Beim Flughafenbüro müssen wir diesen als vermisst melden. Wir können Mailadressen und Telefonnummern für eine Benachrichtigung hinterlassen. Leider sind ein paar wichtige Sachen drin, wie Zahnbürste, Schuhe und worst-case: der Adventskalender für Tim, den Freiwilligen bei AGERTO in Kpalimé.


Es war ein langer Tag – wir sind gegen 3 Uhr morgens aufgebrochen. Die Maschine kommt etwas früher in Lomé an als geplant und der Flug mit der anderen Fluggesellschaft erscheint uns insgesamt wesentlich geruhsamer und stressfreier als im vergangenen Jahr. Im Bordprogramm gab es sogar deutschsprachige Filme. Aufgrund des fehlenden Koffers benötigen wir doch etwas mehr Zeit am Flughafen. Wir schmieden Pläne, wie wir einige Zeit ohne die fehlenden Sachen überbrücken können. Alle kurzärmeligen Hemden von Klaus sind dort drinnen, aber wir haben noch ein paar T-Shirts für Patenkinder organisiert. Vielleicht passt davon eines vorrübergehend. Wir sind momentan nicht so sicher, ob wir den Koffer jemals wiedersehen – geschweige denn den Inhalt.

Im Seemannsheim ankommen ist schon ein bisschen wie nach Hause kommen. Für Klaus und Silvia ist es das 11. Mal und für Uschi schon das 13. Mal. Am Abend gehen wir ins Restaurant Alt München zum Pizzaessen. Was uns sofort auffällt, ist, dass der Hafen noch größer geworden ist.

Mit freundlichen Grüßen aus Togo
Uschi, Silvia, Michael und Klaus


Tag 2

Samstag, den 18.11.2017
Am Samstagmorgen frühstücken wir im Seemannsheim mit den Studenten von "L’Allemand par la Radio". Das ist eine Radiosendung, die von Studenten und Absolventen der Deutschfakultät der Uni Lomé veranstaltet wird. In dieser Sendung gibt es verschiedene Rubriken, wie z.B. die Rubrik „Deutsch für Anfänger“ oder „Reden wir anders“, wo es z.B. um deutsche Sprichwörter und Redewendungen geht. Im Moment pausiert die Sendung, weil nicht genügend Geld da ist, um die Sendezeit zu bezahlen und aktuell werden Sponsoren gesucht.

Die Togo-Hilfe e.V. würde monatlich eine Ausstrahlung der Sendung finanzieren. Die Studenten werden aufgefordert, das mit dem Sender zu klären. Kommende Woche, wenn wir wieder in Lomé sind, bekommen wir Info, ob das klappen kann.

 

Am Nachmittag kommen unsere Studenten-Patenschaften und einige Patenkinder ins Seemannsheim. Da es heute wieder mal zu Demonstrationen in der Stadt kommt, ist es für uns nicht ratsam, die Unterkunft zu verlassen.
Einige Patenkinder kommen verspätet zum Termin. Elolo gehört dazu. Er wohnt mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in einer Wellblechhütte in slumähnlichen Verhältnissen. Wir haben die Familie immer wieder zuhause besucht. Wo Elolo wohnt, stehen mehrere Wellblechhütten eng zusammen und bilden einen kleinen Innenhof. Dort wohnen mehrere Familien. Das Wasser holen die Frauen in großen Schüsseln auf dem Kopf von einer Pumpe ein paar Straßen weiter. Für das Wasser müssen sie bezahlen. Heute bekommt Elolo ein Geschenk von seinem Paten aus Deutschland. Er wird dazu einen Brief schreiben, um sich zu bedanken.

 

Die evangelische Kirchengemeinde in Esslingen Wäldenbronn unterstützt ein Berufsausbildungszentrum für Handwerksberufe in Kpalimé. Der Leiter der Kirchengemeinde möchte das Ausbildungszentrum mit einem Beamer unterstützen. Diesen werden wir in Lomé kaufen. Eines unserer Patenkinder, das Informatik studiert und Software-Entwickler werden möchte, hat ein Geschäft ausgesucht, wo ein geeignetes Gerät zu einem vernünftigen Preis zu bekommen ist. Wir vereinbaren einen Termin für kommenden Montag und sind gespannt, ob es uns gelingen wird, das Gerät funktionsfähig nach Kpalimé zu bekommen.

 

Eines der Patenkinder hat bereits mit 16 sein Abitur gemacht. Für Togo ist das außergewöhnlich. Auch  Michael, der nun zum 20. Mal (!) in Togo ist, findet das überaus bemerkenswert. Ferdinand möchte nach dem Abitur BWL studieren und hat sich an der Universität in Lomé eingeschrieben. Im ersten Semester beginnt er nun mit 6.000 anderen Studenten im Studiengang BWL. Ob er wohl jemals einen Sitzplatz im Hörsaal bekommen wird? Denn die Strategie, früher zu kommen, verfolgen viele Studenten. Wir werden darüber nachdenken und diskutieren, welche Alternativen es gibt, einem so begabten Jungen zu einem sinnvollen Studium zu verhelfen.

Gruß
Klaus


Tag 3

Sonntag, den 19.11.2017
Heute morgen kommt unser ehemaliges Patenkind Pelagie vorbei. Sie hat ihre Ausbildung erfolgreich beendet und hat bei einem libanesischen Unternehmen im Hafenbereich eine Stelle im Bereich Buchhaltung und Personalwesen gefunden. Ihr Arbeitsvertrag ist auf 3 Monate befristet und muß immer wieder verlängert werden. Erst nach vier Jahren kann sie einen unbefristeten Vertrag erhalten. Ihr monatliches Gehalt beträgt
80.000 CFA – das sind 122 Euro. (Ein Gymnasiallehrer an einer Schule in Kpalimé verdient die Hälfte.)

 

Nach dem Besuch von Pelagie fahren wir los und besuchen einige Familien in der Stadt. Heute ist es wieder etwas sicherer für uns, die Unterkunft zu verlassen, da keine Demonstrationen sind. Bei Marie erfahren wir, dass ihr sehbehinderter älterer Bruder nun zu einem Onkel nach Senegal gereist ist, um dort eine Lehre als Schuhmacher zu machen. Marie liest uns eine Geschichte aus ihrem Englisch-Buch vor und wir üben ein bisschen „th“, das haben hier viele Kinder dringend nötig. Wir erklären, dass Sie jeden Tag lesen üben muss. Ihr jüngerer Bruder Joseph hört interessiert zu. Er hat gerade seinen Grundschulabschluss gemacht.
Obwohl er sehr häufig krank ist, hat er den besten Schulabschluss aller Grundschulen in der Region gemacht. Er erklärt uns sehr überzeugend, dass er unbedingt nach Deutschland auf eine Fussballschule gehen möchte, da er in Togo aufgrund der aktuellen Situation im Bildungssystem keine Chance sieht. Er wünscht sich Fussballschuhe, die ihm seine Mutter, die Obsthändlerin auf dem Markt und alleinerziehende Mutter von 4 Kindern ist, nicht kaufen kann. Joseph ist 11 Jahre alt.

Marie mit ihrem jüngeren Bruder Josef
Marie mit ihrem jüngeren Bruder Josef

 

Beim nächsten Besuch treffen wir Marcel. Er wiederholt die Klasse unter anderem wegen Mathematik und bekommt ein kariertes Mathematikheft. Die Mutter ist sehr bemüht, aber wie ein richtiges Mathematikheft aussieht, wußte sie noch nicht. Karierte Schulhefte sind teurer in Togo wie die Schreibhefte mit der französischen Sayes Linierung, die normalerweise verwendet werden. Aus seinem Englisch-Buch liest er dieselbe Geschichte vor, wie Marie – auch er muß noch viel üben. Ein Mathematik-Buch hat er nicht. Auch seine Schwester Justine, die nun die selbe Klasse wie er besucht, hat kein Mathematik-Buch. Die Mutter bekommt das Geld für die Schulbücher und muss diese gleich am nächsten Tag kaufen. In Togo ist es üblich, dass viele Familien kein Geld für Schulbücher aufbringen können.
Manchmal haben nur 3 oder 4 Kinder in einer Klasse mit 100 Schülern Schulbücher. Bei unseren Patenkindern legen wir großen Wert darauf, dass die Kinder zumindest in den Schlüsselfächern Englisch, Mathematik, Französisch, Physik und Chemie ihre Schulbücher haben. Die Führung der Schulhefte bei Marcel ist vorbildlich und er kann den Unterrichtsstoff, der in seinen Schulheften dargestellt ist, gekonnt zusammenfassen. In der achten Klasse behandeln sie die binomischen Formeln, mit denen auch wir als Schüler mal gequält wurden.


Tag 4

Montag, den 20.11.2017
Heute geht es früh aus den Federn. Wir haben volles Programm. Zunächst müssen zeitig alle Koffer beim Bus sein. Dann gibt es ein letztes Mal Frühstück im Seemannsheim und es geht los in Richtung Kpalimé zusammen mit unserem Fahrer Salifou, unserem Hauptkoordinator Aimé und unserer Patenschaftsbetreuerin Seli. Zuerst wollen wir den Beamer kaufen. Dazu treffen wir unser Patenkind Nelson an einer Tankstelle in der Nähe des Geschäfts. Nelson macht eine Ausbildung im Bereich Informatik und hat für uns vorab Angebote zu verschiedenen Beamer-Modellen organisiert.
Straßennamen sind noch neu und wenig verbreitet in Togo, ebenso wie Hausnummern. Viele Togoer orientieren sich an markanten Punkten, wie Tankstellen oder Kreuzungen der Hauptverkehrsadern. Nur diese sind in Lomé geteert, sobald es links oder rechts in ein Stadtviertel hinein geht, verläßt man die Teerstraße. In manchen Stadtvierteln von Lomé sind die nicht befestigten Strassen so vom Regen ausgeschwemmt, dass sie manchmal für PkW’s unpassierbar werden. Mit dem Mofataxi kommt man aber immer durch und das Stadtbild von Lomé ist daher von unzähligen Mofas geprägt. Zusammen mit Nelson gehen wir zum Geschäft für den Beamerkauf.  Der Verkäufer hat zunächst etwas unklare Vorstellungen zum vereinbarten Verkaufspreis, erklärt sich dann jedoch bereit, den Beamer zum mit Nelson vorab vereinbarten Preis zu verkaufen. Im Geschäft, das eigentlich nur Platz für einen Käufer bietet, testen wir das Gerät und finden es funktionstüchtig. Nun gilt es, das Gerät bei all den Verkehrswidrigkeiten, wie unbefestigte Straßen und enorme Schlaglöcher heil zum Bestimmungsort zu bringen.

 Centre Omnitherapeutique Africain
Centre Omnitherapeutique Africain


Danach geht es weiter zum COA – Centre Pmnitherapeutique Africain (www.coa-ag.com). Dort wird die traditionelle Medizin mit der modernen Medizin zusammen gebracht und im Rahmen dieser Verbindung geforscht.
Ziel ist es, für die einheimische Bevölkerung bezahlbare Medikamente zu entwickeln.
Eines unserer Patenkinder leidet an Sichelzellenanämie. In Westafrika ist diese Blutkrankheit ziemlich verbreitet. Im COA wurde ein Medikament entwickelt, die Symptome zu lindern.


Als wir gegen Mittag in Kpalimé ankommen, können wir im Hotel Le Geyser kurz etwas Mittagessen. Da wir von unterwegs aus telefonisch vorbestellen, können wir im Zeitplan essen. Danach müssen wir noch zwei Patenkinder besuchen.  Nach dem Essen schaue ich mir die Auslagen im Hotel Le Geyser an. Dort verkaufen sie tatsächlich Badeanzüge. Meiner ist im nicht angekommenen Koffer. Ich kauf mir einen, der gerade so passt – für 5.000 CFA – das sind 7,63 Euro – das ist der preiswerteste Badeanzug den ich je hatte – naja, er riecht ein wenig mufflig. Wir erfahren, dass unser Patenkind Anita eine Prüfung hat, die länger dauern wird. So bitten wir darum, dass sie später ins Hotel kommt, da wir nach
17:00 Uhr nicht mehr zu ihr in den Busch rausgehen wollen.

Patentkind Juli mit Familie
Patentkind Juli mit Familie

Wir besuchen dann erstmal unser Patenkind Juli, die derzeit wieder eine Krise mit der Sichelzellenanämie durchmacht. Mit der Schule hat sie momentan Probleme und während ihrer Krise kann sie die Schule nicht besuchen. Aktuell hat sie zusätzlich eine Infektion bekommen und war deshalb im Krankenhaus.
Als Anita ins Hotel kommt, ist es bereits dunkel. Sie muss die Klasse wiederholen. Ihre Prüfung heute hat sie im Fach ecm (Ethik und Moral) geschrieben. Fragen wie „was ist ein Rechtsstaat“ oder „was ist die Verfassung“ sind schwierig für sie zu beantworten. Schulbücher hat sie keine. Sie geht in die neunte Klasse. Wir haben da etwas andere Vorstellungen. Sie lebt bei ihrer Tante Mariama. Die Tante muß ihr die Schulbücher kaufen und die Quittungen vorbei bringen. Das Geld dafür bekommt sie von uns.
Am Abend gehen wir Pizza Essen im Restaurant chez fermier in Kpalimé.
Als wir die Pizza bekommen, erfahren wir per Mail auf Aimés Handy, dass unser Koffer, der bei der Ankunft in Togo nicht mit uns ankam, bis 23:00 Uhr heute am Flughafen abgeholt werden kann. D.h. ich kriege vielleicht in absehbarer Zeit meine Haarbürste wieder– das wäre wirklich klasse.

Gruß Silvia & Klaus


Tag 5

Dienstag, den 21.11.2017
Während die anderen sich einen schönen Tag bei der Feier von AGERTO machen, fahren Klaus und Silvia mit Salifou und Seli nach Lomé. Um zum Nachmittagsprogramm wieder da zu sein, heisst es – früh aufstehen. Kurz vor 6:00 Uhr morgens ist Abfahrt. Ohne Frühstück geht es los. Aimé hat am Vorabend beim Flughafenbüro angerufen und geklärt, dass wir den Koffer heute Vormittag abholen können. Mal sehen, was wir wann wirklich wieder kriegen. Wir hatten schon nicht mehr daran geglaubt, dass wir unseren Koffer wiedersehen.
Die Fahrt von Kpalimé zum Flughafen Lomé dauert ungefähr 2,5 Stunden.
Wir fahren erst mal durch Kpalimé. In diesem Jahr sind die Fensterscheiben der Präfektur eingeworfen. Unterwegs erzählt man uns, das wären die Demonstranten gewesen. Zu einem späteren Zeitpunkt erfahren wir in einer anderen Version der Geschichte, dass sich Jugendliche in der Nacht Mut angetrunken und die Scheiben eingeworfen hätten. Was hier die Präfektur ist, das entspricht bei uns dem Landratsamt.


Wir fahren auf dem Weg zurück nach Lomé vorbei an Reis- und Gemüsefeldern, an Teakholz-Plantagen, Mais- und Maniokfeldern. Kpalimé ist eine fruchtbare Region und in Togo bekannt für ihren Obst-und Gemüse-Reichtum. Auf der Straße nach Lomé passieren wir ein paar ärmliche Bauerndörfer. Am Straßenrand wird mit der in den Dörfern hergestellten Holzkohle gehandelt. Außerdem gibt es geröstete Erdnüsse, abgefüllt in ehemaligen Schnapsflaschen, zu kaufen. Einige Polizeistationen und regionale Zollstationen passieren wir ebenfalls auf der Straße nach Lomé. Nach ungefähr zwei Stunden kommen wir an der letzten Zahlstation für die Straßengebühr vor Lomé an. Bis zum Flughafen ist es noch ein ganzes Stück. Unterwegs fahren wir an einer mobilen Zahnklinik vorbei, die in einem LkW untergebracht ist. Die Patienten sitzen bereits wartend am Straßenrand.


Am Flughafen fragen wir uns durch und kommen schließlich zu einem Tisch in der Eingangshalle, wo uns ein Angestellter mit wichtiger Miene in ein großes Buch einträgt. Der fehlende Koffer ist auf Silvia registriert.
Vom Abholzettel und vom Pass muss nun eine Kopie gemacht werden. In der Eingangshalle gibt es glücklicherweise einen Copyshop. Seli kennt sich mit so etwas aus. Sie schimpft gleich mal, weil wir für die zwei Kopien
200 CFA (30 Cent) bezahlen müssen. Das kostet normalerweise nur 10 CFA.
Nun müssen wir die Kopien wieder gegenüber abgegeben und dann darf Silvia alleine mit einem Besucherausweis in die Sicherheitsschleuse vom Personaleingang. Dort wird die Handtasche durchleuchtet und die Schuhe müssen ausgezogen werden. Danach muss sie sich durchfragen, wo sie ihren Koffer wieder bekommt. Beim Registrierungsbüro für verlorenes Gepäck muss sie eine halbe Stunde warten, weil der Schlüssel für den Gepäckraum nicht da ist. Irgendwann bringt eine wichtig aussehende breitschultrige Dame mit olivgrüner Uniform und schwerem Schritt den Schlüssel vorbei.
Im Gepäckraum steht dann tatsächlich der Koffer – noch original-verpackt mit Kofferband. Silvia muss nun noch eine Unterschrift leisten, für den Erhalt des Koffers und dann kann sie ihn zur Gepäckkontrolle bringen.
Dort wird der Koffer durchleuchtet und es wird gefragt, wo er herkommt.
Silvia sagt er kommt aus Brüssel. Danach wird gefragt, ob der Koffer schon geöffnet worden sei. Silvia beantwortet die Frage mit ja. Wenn die Jungs bei der Gepäckkontrolle den Koffer öffnen, dann ist hinterher nicht immer das noch drinnen, was einmal drin war und man hat keine Chance zu verhindern, dass sie sich am Inhalt bedienen. Silvia hat Glück, der Koffer kann zubleiben und sie kann die Gepäckkontrolle verlassen. Als sie freudenstrahlend mit dem Koffer durch die Türe geht, warten Klaus und Seli schon. Alle sind erleichtert, dass es geklappt hat. Nun gehen wir erst mal ins Seemannsheim zum Frühstücken. Seli bestellt es telefonisch vor und es geht wunderbar schnell. Danach fahren wir wieder zurück nach Kpalimé. Nach insgesamt 6,5 Stunden ist unser Ausflug zu Ende.

 

Zeugnisverleihung der Lehrlinge in Kpalimé
Zeugnisverleihung der Lehrlinge in Kpalimé

Währenddessen wurden bei AGERTO in Kpalimé 7 Lehrlingen die Abschlußzeugnisse verliehen, sechs Mädchen und ein Junge. Von den Notablen waren nur wenige da. Der traditionelle Chef aus Kpalimé war zum ersten Mal da und hat eine Rede gehalten. Die Lehrer erhielten eine „Motivation“ im Umschlag in Form einer kleinen Summe Bargeld. Diese Motivation wird aus dem Lehrerfond ausbezahlt, der zudem einen finanziellen Rückhalt für Notfälle darstellt. Der Grund dafür ist, dass die Lehrer bei AGERTO einen auch für togoische Verhältnisse sehr geringen Lohn erhalten. Bei der Tour wird der Lehrerfond zu 50% ausgeschüttet in Form der Auszahlung dieser Motivation an die Lehrer, die ja auch ihre Familien versorgen müssen und außer ihrem geringen Lohn sonst keine oder nur wenige Einnahmen haben. Die restlichen 50% bleiben als Rückhalt für Notfälle bestehen. Immer wieder kommt es vor, dass ein Lehrer z.B. Arztkosten finanzieren muß, wenn er krank wird. Dies erfolgt dann aus dem Lehrerfond. Anstelle der Patenschaft für eine einzelne Person wurde der Lehrerfond bei Togo-Hilfe geschaffen um die Lehrer bei AGERTO zu unterstützen. Paten können in den Lehrerfond einzahlen und dieses Geld kommt dann indirekt auch den Lehrlingen zugute.


Die 3 besten Auszubildenden wurden bei der Verleihung der Abschlusszeugnisse prämiert. Der Industrie- und Handels-Club Bonn (IHC) spendet seit vielen Jahren für die Prämierung der besten Absolventen.
Kristina, die Tochter von Messan war die beste Absolventin bei AGERTO in Kpalimé und die viertbeste der Präfektur Kloto. Die Zeugnisverleihung wurde wie in jedem Jahr von Tanzeinlagen und Musik begleitet.

Besuch bei Erik's Familie in Kusuntu
Besuch bei Erik's Familie in Kusuntu

Am Nachmittag besuchen wir einige Patenkinder von „Zukunftschance“. Wir beginnen bei Eric in Kusuntu, der eine Schreinerlehre beginnen wird. Die Familie ist ganz stolz darauf. Die Tante hat ihn und seine Geschwister aufgenommen, als seine Mutter bei der Geburt seiner kleinen Schwester gestorben ist. Für die Schreinerlehrer benötigt Eric Werkzeug und Arbeitskleidung.
Sadate lebt bei seiner Großmutter in Novissi Madjatom. Die Aussprache in Englisch muss er üben. Zuhause fehlte das Physik-Buch. Das hat der Betreuer Hyacinthe für uns beschafft. Bei Raimond ist es ähnlich. Auch dort fehlen Schulbücher. Auch bei Raimond lassen wir ein Physikbuch anschaffen. Sadate und Raimond gehen in die Klasse troisième – das ist die letzte Klasse der Realschule. Pasqualine hingegen hat alle Bücher.
Sie geht bereits auf’s Lycée (Gymnasium) und liest uns akzentfrei aus ihrem Deutschbuch vor. Der Vater von Pasqualine ist krank. Er hat einen Tumor an der Speiseröhre und ist aufgrund seiner Krankheit seit Monaten ohne Gehalt.


Gruß Silvia und Klaus


Tag 6

Mittwoch, den 22.11.2017
Im AGERTO Kpalimé führen wir am Vormittag Patenschaftsgespräche. Zuvor übergeben wir den Beamer unter großem Beifall in Messan’s Büro mit der Information, dass dieser vom ehemaligen Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Esslingen-Wäldenbronn Romeo Edel bezahlt wurde. Samson und Klaus testen gemeinsam und der Beamer wird funktionstüchtig übergeben. Außerdem werden noch einige EDV-Materialien, wie Cmos-Batterien, USB-Sticks, Powerbanks und Handies übergeben.

Übergabe des Beamers im Ausbildungszentrum AGERTO
Übergabe des Beamers im Ausbildungszentrum AGERTO

Für vier Lehrlinge dort gibt es eine Patenschaft von Togo-Hilfe bei AGERTO. Eine davon ist Lydia. Lydia ist Taubstumm. Sie hat weder lesen noch schreiben gelernt. Ungefähr ein Jahr war sie auf der Taubstummenschule in Kpalimé. Dort hat sie die Gebärdensprache erlernt.
Lydia hat zwei Kinder. Die Kinder sind zwei und fünf Jahre alt. Sie heißen Felix und Savana und leben bei der Großmutter. Die Väter der Kinder kennt sie nicht. Lydia entpuppt sich als die Schwester eines früheren Patenkindes von Togo-Hilfe. Wir haben sie selten bei der Familie gesehen, da sie als Kind sehr scheu war und meist in den Busch abgehauen ist, wenn wir kamen. Sie konnte nur unklare Laute von sich geben. Als Kind wurde sie aufgrund einer Krankheit taubstumm. Als der Schuldirektor in Gebärdensprache fragt, ob ihr die Ausbildung gefällt, strahlt sie über das ganze Gesicht.

Patenschaftgespräche mit der taubstummen Lydia
Patenschaftgespräche mit der taubstummen Lydia

Außerdem sponsert Togo-Hilfe eine Taubstummen-Lehrerin. Ohne die Taubstummen-Lehrerin wäre es nicht möglich, dass die Taubstumme Auszubildende Lydia hier ihre Ausbildung zur Schneiderin machen kann.
Die Taubstummen-Lehrerin lernen wir ebenfalls kennen. Der Direktor der Taubstummen-Schule hilft beim Übersetzen. Das heißt wir sprechen deutsch – Aimé übersetzt in französisch und der Schuldirektor übersetzt in die Gebärdensprache. Für die Gespräche sitzen wir unter einem Baum zwischen den Ausbildungswerkstätten auf dem Gelände von AGERTO. Das Patenkind Christine hat seine Ausbildung beendet und muss nun auf eigenen Füßen stehen. Damit sie sich selbständig machen kann, fehlt noch eine Nähmaschine. Die kostet und Togo 75.000 CFA, das sind ungefähr 115 Euro.
Die Nähmaschine bekommt sie nun von Togo-Hilfe gespendet.
Am Nachmittag gehen wir für den Weihnachtsmarkt Einkaufen. Vor einigen Jahren haben wir in Kpalimé ein Geschäft mit Werkstatt an der Straße gefunden, dessen Betreiber – vermutlich aufgrund eines Schlaganfalls halbseitig gelähmt ist. Er kennt uns schon und weiß, dass wir mit dem Gewinn vom Verkauf seiner Sachen in Togo soziale Projekte machen. Wenn wir mit Aimé dort hinkommen, macht er uns so gute Preise, dass wir die kleinen Schnitzereien auf dem Weihnachtsmarkt in Rheinbach verkaufen können.

 

Besuch der Schule Nachtigal in Kpalimé
Besuch der Schule Nachtigal in Kpalimé

Am Abend besuchen wir Thomas. Er hat uns zum Kaffee eingeladen. Den Kaffee mischt er mit Kakao. Die Mischung stellt er selbst her. Thomas arbeitet bei der GIZ. Früher hat er mal vorrübergehend bei AGERTO gearbeitet. Am Abend gehen wir in das Restaurant Akwaaba Marquis.
Akwaaba bedeutet willkommen und ist ein Wort aus der Twi-Sprache der Ashanti in Ghana. Silvia wollte gerne mal wieder richtig gute Erdnuss-Soße Essen. Klaus und Uschi essen süßen Crêpes, Michael isst am Abend meist nichts und Aimé und Silvia essen Reis mit Hühnchen und Erdnuss-Soße – sehr lecker – die togoische Küche gilt als eine der besten in Westafrika. Die einheimischen Gerichte sind zwar häufig scharf gewürzt, aber sehr schmackhaft.

Gruß
Silvia und Klaus


Tag 7

Donnerstag, den 23.11.2017

Heute verlassen wir die Region Kpalimé und fahren nach Notse. Notse ist die Stadt der Ananas. Dort wächst die beste Ananas in Togo. Die schmecken hier so süß und saftig, was man sich gar nicht vorstellen kann, wenn man nur Ananas in Europa kennt.

 

Die Straße nach Notse ist jedoch keine Teerstraße, obwohl sie eine der Hauptverkehrsadern in der Region ist. So geht es auf der staubigen, roten Piste mit unserem gemieteten alten, nicht klimatisierten Bus 2 Stunden lang quer durch den Busch. Gekonnt meistert unser Fahrer Salifou Bodenwellen und Schlaglöcher. Zeitweise werden wir ordentlich durchgeschaukelt, weil die Piste nach der Regenzeit in einem üblen Zustand ist. Durch den roten Staub, der überall eindringt, sehen wir entsprechend aus. Uschi und Silvia witzeln, Rouge ist bei dieser Fahrt inbegriffen. Dina und Tim – zwei Freiwillige aus Deutschland begleiten uns und loben die Fahrkünste unseres Fahrers. Dina hat die Strecke wohl kürzlich als Beifahrerin in einem PkW bewältigt und das hatte anscheinend eine andere Qualität. Als wir an den ersten Baumwollfeldern vorbeifahren, wissen wir, dass wir die Hälfte der Strecke geschafft haben. Von hier bis nach Notse erstreckt sich eines der großen Baumwoll-Anbau-Gebiete von Togo.

 

Als wir die Teerstraße in Notse erreichen, sind wir alle sehr erleichtert. Wir sind ein bißchen spät dran. Von Notse aus müssen wir auf der Teerstraße 12 Kilometer nach Norden fahren. Dann geht es links ab erneut auf unbefestigte, rote Staub-Piste. Nur noch 12km = 30 Minuten – dann werden wir in Akpakpakpe ankommen.

Im dortigen Handwerkszentrum gibt es inzwischen 23 Lehrlinge. Das ist wirklich unglaublich, denn das wurde vor ein paar Jahren aus dem „Nichts“ quasi im „Nichts“ aufgebaut. In den umliegenden Dörfern und in Akpakpakpe leben mitten in der Buschregion – 12km von der nächsten Teerstraße weg ungefähr 10.000 Menschen – ohne Strom und ohne fließend Wasser. Bis vor kurzem gab es in der ganzen Region keinen einzigen Handwerker – nicht mal eine Schneiderin. Da ungefähr 47% der togoischen Bevölkerung unter 14 Jahre ist, gibt es auch hier überall Kinder und Jugendliche. Die Schulen in Akpakpakpe sind überwiegend in Strohhütten und Wellblechhütten untergebracht. Die Menschen, die hier leben, bauen Zuckerrohr, Mais, Maniok, Reis, Baumwolle und Gemüse an. Dazu gehören z.B. auch Sesam, Tomaten oder Wassermelonen. Außerdem gibt es die Hühnerzucht und einige Ziegen. Maschinen oder Tiere für die Feldarbeit gibt es nicht. Die Menschen hier arbeiten mit einfachen Werkzeugen und bestellen ihre Felder mit ihrer eigenen Muskelkraft. Feldarbeit ist überwiegend Frauenarbeit.

In Akpakpakpe feiern wir heute die Übergabe der Abschlußzeugnisse an die Absolventen des Handwerkerzentrums AGERTO. Michael hatte den deutschen Botschafter, Herrn Christoph Sander hierzu eingeladen, der auch gekommen ist. Zur Feier kommt ein Vertreter der Handwerkskammer zu Köln, der hier in Togo Handwerker-Organisationen berät. Viele Notable und Honoratioren aus den umliegenden Gemeinden sind anwesend. Während der Veranstaltung kommt der Präfekt der Präfektur Haho Hauptort Notse dazu. Wie immer beginnt das Fest mit einem Chor, der die deutsche und die togoische Nationalhymne singt – selbstverständlich muss man aufstehen und mitsingen.

 

Danach werden verschiedene Reden gehalten – vom traditionellen Chef, den man hier König nennt und der die vergleichbare Funktion eines Bürgermeisters hat, über den Botschafter, den Präfekten, usw. und das ganze Programm wird immer wieder durch verschiedene Tanzeinlagen untermahlt. Dann erfolgen die Zeugnisübergabe und anschließend die Einweihung der von Togo-Hilfe e.V. gestifteten Maismühle und eines Hauses für die Übernachtung der Lehrlinge. Nach der Feier fahren wir weiter nach Atakpamé. Dort übernachten wir im Hotel Luxembourg.

 

Gruß

Silvia und Klaus

 


Tag 8

Freitag, den 24.11.2017
Michael und der Repräsentant der Handwerkskammer zu Köln ( HWK ), Herr Joachim Milz ( ein in Afrika sehr erfahrener Einsatzleiter ), fahren um
08.00 Uhr zur hiesigen HWK „CRM Plateaux“. Hier besprechen sie mit dem Präsidenten der HWK und dessen Sekretär das Ablaufprogramm der geplanten Veranstaltungen. Um 09.00 Uhr werden Sie vom Präfekten von Ogou empfangen. Der Präfekt freut sich, dass die HWK zu Köln sich auch in seiner Region engagiert. Danach bringt Herr Milz Michael wieder zum Hotel Luxembourg.

Auf unserem Programm heute steht die Besichtigung von Kamina. Das war die Sende-und Empfangsstation der Deutschen Kolonialverwaltung in Togo, die 1914 in Betrieb ging und dann bei der Kapitulation im 1. Weltkrieg nach nur wenigen Wochen Betriebszeit gesprengt wurde. Während der dreijährigen Bauzeit ist es das größte technische Projekt in Afrika.
Heute sieht man noch eindrucksvolle Ruinen der ehemaligen Station mitten in den Maisfeldern. In den Trümmern der einstigen Turbinen und Kessel des Wasserkraftwerks für die Stromerzeugung spielen Kinder. Nebenan wird gerade ein SOS Kinderdorf gebaut. Die Arbeiter an der Betonmischmaschine lachen als sie uns Jovo’s (Weiße) durch den Busch kommen sehen und lassen sich gerne von uns Fotografieren. Bei der Fahrt zurück nach Atakpamé fahren wir über Bahngleise. In Atakpamé gab es in der Kolonialzeit 3 Bahnhöfe. Hier endete die Baumwoll-Linie der deutschen Kolonialverwaltung. Frankreich hatte dann die Eisenbahn bis Blitta weiter gebaut. Ein Teilstück der Eisenbahnlinie wurde extra nach Kamina gelegt, um die schwersten Teile der Station zu transportieren.

Bei einer Frauenkooperative in einem Dorf im Vorort von Atakpamé schauen wir uns die Seifenproduktion an. 13 Frauen bilden eine Kooperation zur Herstellung von Seife. Um sie zu besuchen, laufen wir durch Mais-und Hirsefelder am Dorfrand zu einem kleinen Platz, wo verschiedene Schüsseln stehen und ein kleines Feuer brennt. Zwei Frauen aus der Kooperative sind momentan hier bei der Arbeit. Die Frauen wechseln sich dabei ab. Die Arbeit der Frauen ist sehr anstrengend. Die Seife wird aus dem Öl von Palmnüssen gewonnen. In verschiedenen Arbeitsgängen wird dieses Öl weiterverarbeitet und mit der Asche von Maiskolben gemischt. Am Ende entsteht eine Paste in grauer Farbe. Aimé zeigt uns, wie man damit die Hände wäscht. Er erklärt uns, dass dies eine Arbeit ist, die nur die alten Frauen machen. Sie verkaufen die Seife und verdienen Geld, mit dem sie helfen, z.B. den Schulbesuch ihrer Enkel zu finanzieren.


Atakpamé ist die Stadt auf sieben Hügeln und liegt in den Akpossobergen.
Das Klima ist hier wesentlich angenehmer als in Lomé. Außerdem ist es die viert- (in manchen Literaturquellen auch die fünft-)größte Stadt in Togo. In Atakpamé machen wir eine Stadtrundfahrt. Wir schauen uns den Königspalast in einem der Viertel an. Dort sehen wir den Gerichtssaal und verschiedene andere Gebäude. In einer Ecke steht ein Tamtam parlent – das ist eine sprechende Trommel. Zu bestimmten Anlässen wird diese Trommel geschlagen und es gibt auch heute noch Leute in den Dörfern die diese Botschaften der sprechenden Trommeln interpretieren und verstehen können.

Um 14 Uhr fahren Herr Milz und Michael zum „CRM“, denn ab 15 Uhr halten sie eine „Présentation de la Chambre de Métiers de Cologne“. Vor ca. 60 Handwerkern der verschiedensten Berufe der Region Atakpamé informierten beide über das Handwerk in Deutschland.
Michael, der seit 40 Jahren zahlendes Mitglied der HWK ist, kennt natürlich die Strukturen genau. Ein von H. Milz bestens vorbereitender
PP- Vortrag mit 26 Folien zeigte sehr anschaulich die föderalen Strukturen in Deutschland, die Lage und die Wahrzeichen Kölns und Sinn und Zweck einer HWK und deren Organisation.
Informiert wurde auch, dass diese HWK für 151 Berufe zuständig ist, es
33.408 Betriebe mit 185.000 Mitarbeitern gibt die insgesamt einen Umsatz von 17,5 Milliarden EURO tätigen.
Sehr interessiert zeigten sich die Handwerker auch beim Thema „Ehrenamt“ wie Obermeister, Gesellen- und Meisterprüfungs- Ausschüsse.
Das duale System der Ausbildung im Deutschen Handwerk kannte man hier noch nicht. Der Hinweis von Michael, dass es zusätzlich in vielen Berufen auch noch eine „Überbetriebliche“ ( = praktische ) Ausbildung gibt, erstaunte die Zuhörer sehr. Die Folien, die das von der HWK etablierte Berufsausbildungszentrum „Butzweiler Hof“, dessen vielfältigen Aufgaben und die von der Industrie gesponserten Maschinen und Werkzeuge zeigte, beeindruckten.
Im Anschluss wurden viele Fragen gestellt. Hier einige Beispiele:

  • Warum bekommen Auszubildende in D so viel monatlichen Lohn?
  • Warum eine zusätzliche praktische Ausbildung?
  • Warum eine Zwischenprüfung?
  • Wer bezahlt die Schulen, Lehrer?
  • Warum legen wir in D so viel Wert auf gut ausgebildete Lehrlinge?
  • Gibt es einen Minister für‘s Handwerk?
  • Einfluss der HWK auf die Ausbildungsordnung?

Nachdem alle Fragen von den beiden „Experten“ beantwortet wurden, endete die Versammlung um 18 Uhr.


Fazit von Michael:
Durchweg waren alle Zuhörer sehr konzentriert und engagiert. Nur Einer schlief zeitweise, keiner verließ vorzeitig den Raum. Dem im August 2017 neu gewählten Handwerkskammer Präsidenten der Präfektur Ogou mit Zentrale in Atakpame, merkte man an, dass er in seine Aufgabe noch reinwachsen muss. Von der Geschäftsführung der HWK Ogou war Michael überzeugt, dass diese den neuen Aufgaben gewachsen sein wird. Sehr positiv beeindruckt hat Michael das enorme Engagement von Herrn Joachim Milz. Die Fragen der Beteiligten zeigten, dass das Thema gut aufgearbeitet war und verstanden wurde. Dazu beigetragen hat auch, dass Michael den Vortrag nicht zuerst auf Deutsch, sondern Herr Milz den Vortrag direkt in Französisch gehalten hat und dieser dann bei jeder Folie in Mina ( die regionale Sprache ) übersetzt wurde. Das war anders geplant, Herr Milz hatte jedoch sehr schnell gemerkt, dass dies in der Region Ogou nicht so gemacht werden konnte, wie vor ein paar Tagen in der Region um Tsevie.
Nochmals ein ganz großes Lob von Michael an Herrn Milz, der seine Aufgaben sehr strukturiert und verständlich, sicherlich mit hohem Zeitaufwand und mit großem Engagement durchführt. Man merkt, dass er nicht nur „seinen Job macht“, sondern seine Aufgabe mit großem Überblick und Herzblut ausführt.
Michael ist sichtlich stolz, einen solchen Repräsentanten „seiner“ Handwerkskammer zu Köln bei dessen Arbeit kennengelernt zu haben.

Am Abend sitzen wir im Hotel Luxembourg in Atakpamé auf der Dachterasse zum Abendessen. Ein angenehmes laues Lüftchen weht und wir rekapitulieren gemeinsam den interessanten Tag.

Gruß Silvia und Klaus.


Tag 9

Samstag, den 25.11.
Gestern gab es zum Frühstück keine Butter. Für das Frühstück heute hat das Hotel Butter aus Lomé kommen lassen. Das Brot hier im Hotel ist schon sehr einfach – eher wie Pappe, aber Joachim war gestern bei der Zeugnisverleihung von 40 Bäckerinnen und hat dort ein Brot geschenkt bekommen. Das schmeckt richtig gut, ist etwas süßlich, fast wie Hefezopf bei uns zuhause.
Atakpamé ist unter anderem für seine Handwerksbetriebe bekannt. Am Samstagmorgen besichtigen Uschi, Klaus und Silvia ein paar Handwerksbetriebe in Atakpamé. Michael hat ein alternatives Programm mit Joachim Milz. Zunächst besuchen wir eine Schmiede. Mehrere Schmiedeöfen sind aktiv. Sie werden mit Holzkohle befeuert. An den Seiten ist jeweils ein großer Blasebalg angebracht. Teilweise wird dieser mit einer Fahrradkette bewegt. Die Schmiede kaufen ihren Rohstoff in Lomé. Sie fertigen Werkzeuge, Ackergeräte, Klein-Waffen wie z.B. Pfeile und Kleingeräte für den Haushalt, wie Türschlösser. User Fahrer Salifou kauft sich eine Machete und wir kaufen Tischglocken, um damit an unserem Stand am Weihnachtsmarkt die Besucher aufmerksam zu machen. In Togo werden diese Glocken häufig in den einheimischen Restaurants auf den Tisch gestellt, damit die Gäste die Bedienung aufmerksam machen können.
Das nächste Ziel ist eine Weber-Kooperative. Dort ist aber derzeit nur eine Meisterin anwesend. Es gibt wohl einige Lehrlinge, allerdings ist die Meisterin an einem Webstuhl beschäftigt und nicht sehr gesprächig. Nebenan ist eine Schlosserei. Dort ist ganz schön was los. Gerade wird ein Teil von einer Tür mit einem Hammer bearbeitet, eine andere Tür liegt auf einem Gestell und wird von mehreren Personen angestrichen. Eine andere Gruppe steckt verschiedene Nägel in den staubigen Boden und spannt blaue Schnüre darum. Sie stecken die Maße und Winkel für ein Teil eines Dachstuhls aus Metall ab. Wir erfahren, dass in diesem Betrieb ca. 30 Personen arbeiten und 11 Lehrlinge beschäftigt werden. Auch hier ist es so wie in vielen Ausbildungsbetrieben in Togo, dass ein fertig ausgebildeter Lehrling zuerst einmal 6 Monate nach Ausbildungsende ohne Lohn für den Meister arbeitet – quasi als „Dankeschön“ für die Ausbildung, die er ja ebenfalls bezahlen mußte.

Später gehen Uschi, Klaus und Silvia mit Aimé und Salifou auf den Markt in Atakpamé. Sie kaufen etwas Reis und Pfeffer und lassen sich die einheimischen Auslagen erklären. Am Nachmittag wird das Patenkind Azia besucht. Der Vater hat hier in einem Hotel in Atakpamé eine Stelle als Kellner erhalten. Zuvor war er ein einem Hotel in Kpalimé und später dann in Lomé. Der Betrieb ist verkauft worden und sein Vertrag ist ausgelaufen. Daher mußte er sich eine neue Stelle suchen und arbeitet nun im Hotel Le Sahelien in Atakpamé. Azia ist Halbwaise und hat früher bei den Großeltern gelebt. Da die Familie nun über ein festes Einkommen verfügt und mit dem Standort Atakpamé außerhalb der Reichweite der üblichen Projekte von Togo-Hilfe liegt, wird die Patenschaft zum Jahresende beendet. Azia geht in die 8. Klasse und sie arbeitet gut in der Schule. Ihre Halbbrüder gehen in die fünfte Klasse und in die dritte Klasse, der Kleinste geht in den Kindergarten. Die Stiefmutter ist Schneiderin. Nach dem Besuch bei Azia schauen sich Uschi, Klaus und Silvia mit Aimé die Kathedrale von Atakpamé an. Es gibt dort einen Bischof Nikodemus, der eine sehr schöne Singstimme hat. Anschliessend geht es zurück zum Hotel.


Michael fährt um 07.30 Uhr mit Herrn Milz ( HWK zu Köln ) zum Hotel „ISIS“. Das Hotel liegt am Stadtrand von Atakpamé Richtung Lomé, ist noch recht neu und hat einen großen Saal mit jeglicher Technik ausgestattet, die für solche Veranstaltungen benötigt werden.
Um 09.00 Uhr beginnt die Veranstaltung mit einem PP-Vortrag mit 12 Folien vor 70 Personen.

 

Eingeladen und gekommen sind: Der Präfekt, Vertreter der Gemeindeverwaltung, der regionalen Präfektur, der IHK, der GIZ/ PRODEC der Handwerkskammern, sowie div. Verbände und Wirtschaftsunternehmen. Dazu noch eine Vielzahl Journalisten der schreibenden Zunft, wie auch von Rundfunk und Fernsehen!

Wie bereits am Vortag, zeigte auch jetzt Herr Milz sein umfangreiches Wissen und außergewöhnliches Engagement und erläuterte die Themen ausführlich. Diesmal war wirklich geplant, dass Michael den Vortrag in Deutsch hält, Herr Milz sollte dann in‘s Französische übersetzen. Auf Bitten der einheimischen Kammer wurde jedoch auch dieses Mal erwartet, dass auch in „Mina“ übersetzt wird. Da ein solcher Vortrag in 3 Sprachen abgehalten, sicherlich nicht zielführend ist, wurde „Deutsch“ weggelassen.
Thema des Vortrages:
„Partnerschaft zwischen der Union des Chambres Régionales de Métiers du Togo und der Handwerkskammer zu Köln“.


Oberziel:
Die politischen und institutionellen Rahmenbedingungen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Union ( KMU ) und Handwerker sind verbessert.


Projektziel:
Die nationale Interessenvertretung sowie regionale Handwerkskammern leisten einen Beitrag zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von KMU und Handwerkern in Togo. Hierzu wurden 3 Ergebnisse vorgestellt.
Nachfolgend einige Fragen und Themen, die der Vortrag behandelte:

  • Wie kann eine lokale Wirtschaftsförderung erreicht werden?
  • Bestandspflege bei Betrieben
  • Erweiterung von Wirtschaftsflächen
  • Unterstützung zur Betriebsgründung
  • Vernetzung der Betriebe
  • Zu diesen 4 Punkten wurden viele Vorschläge aufgezeigt.
  • Wer und was ist die lokale Wirtschaft?

Alle (!) Beteiligten waren sehr aufmerksam, keine/r schlief oder hat vorzeitig den Raum verlassen. Auch jetzt wieder ein Indiz dafür, dass das Thema wieder richtig aufgearbeitet war und gut rübergebracht worden ist.
Herr Milz: Wiederum toll gemacht! Planung und Durchführung, super professionell. HWK zu Köln: Klasse Engagement durch Herrn Fuchs, er zeigt auch Verantwortung für die sogen. 3.Welt seitens der HWK zu Köln!
 
Im Anschluss fand eine rege Diskussion statt. Es ist Michael klar, dass die aufgezeigten Themen für die meisten Anwesenden neu waren, ja sogar vielleicht auch utopisch geklungen haben. Doch wie das wohl überall auf der Welt ist, gibt es immer Chancen- und Bedenkenträger. Deutschland ist bei Letzteren ja ziemlich weit vorne meint Michael, was ihn immer wieder ärgert!
Allerdings zeigte sich in der Diskussion nur ein (!) wirklicher Kritiker. Wenn Michael ihn richtig verstanden hat glaubt dieser nicht, dass solche empfohlenen Strukturen in Togo aufgebaut werden können. Aber, er bekam keinen Beifall von den anderen Anwesenden. Die Tendenz scheint also gut zu sein!
Geplant war die „Exposé suivi de Debat“ bis 12.30 Uhr. Um 13.15 Uhr hat dann der Versammlungsleiter freundlich aber bestimmt das Schlusswort gesprochen. Das anschließend angebotene „Déjeuner collectif“ ( Buffet ) war sehr lecker und wurde von allen Teilnehmern gerne angenommen.
 
Die beiden beschriebenen Veranstaltungen wurden gemeinsam vom „CRM Plateaux“ und Herrn Joachim Milz von der HWK zu Köln = „coopération allemande“ organisiert. Michael wurde von dem Hauptabteilungsleiter der Handwerkskammer zu Köln, Herrn Ferdinand Fuchs, der für die Auslandseinsätze verantwortlich/ zuständig ist gebeten, als „Experte“ mitzuarbeiten zum Thema: Vorschläge für „eine verbesserte Handwerksförderung auf Gemeindeebene in Togo“. Finanziert wird das Ganze vom BMZ ( Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ) und von „sequa gGmbH“.


Auch hier das Fazit:
Wie am Vortag, so lobt Michael auch jetzt, was die HWK zu Köln hier auf die Beine stellt. Das Know How der Herren Fuchs und Milz merkt Michael bei allen Aktivitäten in Atakpamé. Er wünscht sich, dass das einheimische Handwerk sowie deren Organisationen die große Chance nutzen und nicht nur mit der HWK zu Köln zusammenarbeiten, sondern nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ von Michael's Verein „Togo-Hilfe e.V.“ auch engagiert an den großen Zielen arbeiten und voran bringen!
Michael, der das 20. Mal in Togo ist, hat ein Prinzip: Nie nach 18 Uhr auf den Straßen in Togo unterwegs sein.
Aus diesem Grund blieb er ( und damit auch die Anderen der Gruppe ) an dem Abend im Hotel „Luxembourg“.


Tag 10

Sonntag, den 26.11.

 

Heute kehren wir von Atakpamé nach Lomé zurück. Unterwegs wird der Unterschied zwischen dem Leben in einer einfachen Stadt im Hinterland, wie Atakpamé und dem Leben in der Hauptstadt Lomé deutlich. Der Großteil der Bevölkerung in Atakpamé lebt in sehr armseligen Verhältnissen.

 

Selbst der Kantonschef von Odou, der in Atakpamé in einem der drei Wohnviertel so etwas wie ein lokaler König darstellt, wohnt in ärmlichsten Verhältnissen. Viele Behausungen in Atakpamé sind baufällige, einstöckige, halb verfallene Lehmhütten mit Wellblechdächern. Atakpamé liegt ungefähr 500m hoch. In alter Zeit kreuzten sich hier die Kola-Handelsroute (Handelsroute für Kola-Nüsse) und die Salzhandelsroute. Die Straße nach Lomé führt direkt in Richtung Süden. Salz wurde früher mit Handelskarawanen von den Berbern aus dem Norden entlang dieser Route in den Süden gebracht. Unterwegs kaufen wir Früchte am Straßenrand. Immer wieder passieren wir lokale Zollstationen und Polizeiposten. Wird z.B. Baumaterial wie Holz von einem Gebiet in ein anderes innerhalb Togo’s transportiert, so ist das zu verzollen.

 

Natürlich fällt das auf, wenn ein Bus mit Jovo’s (Weißen) durch die Dörfer fährt. Und überall hören wir immer wieder die Rufe der Kinder „Jovo jovo bonsoir“.

Besuch beim Dorfchef in Madjikpeto
Besuch beim Dorfchef in Madjikpeto

Auf dem Weg nach Lomé fahren wir in Madjikpeto vorbei. Wir wollen eigentlich Aimé und Franoise zuhause besuchen. Natürlich können wir nicht als einen „Bus voller Jovos“ in Madjikpeto Einzug halten, ohne dass wir vorher dem Dorfchef unsere Aufwartung machen. Das gehört sich in Togo so. Er bekommt den Togo-Hilfe Kalender 2018 von uns. In seinem Pavillion, wo er Gäste empfängt, hängen alle Togo-Hilfe Kalender seit 2013. Anschließend fahren wir zu Aimés Haus. Das Haus muß abgerissen werden, weil hier eine Straße gebaut wird. In den letzten Tagen hat es hier täglich stark geregnet. Francoise hat trotzdem eingewilligt, uns zu empfangen. Beim Betreten des Hauses zieht man hier erst mal die Schuhe aus. Dann wäscht man sich die Hände. Dazu steht auf der Veranda eine Schüssel mit Seifenwasser, eine Schüssel mit klarem Wasser und daneben hängt ein sauberes Handtuch. Alles ist sehr reinlich und penibel sauber gehalten. Für uns Europäer ist das immer wieder faszinierend, wie die Gegensätze sind. Am Straßenrand liegt in vielen Orten sehr viel Unrat.

 

Die Höfe zwischen den Häusern und die Häuser selbst können noch so verfallen sein, wenn wir zu Besuch kommen, ist alles penibelst gefegt und gereinigt. Francoise bewirtet uns mit leckerem gekühltem Ananas-Saft und wir können ein paar Momente von der anstrengenden, staubigen Fahrt ausruhen. Aimé und Francoise haben junge Hunde. Die wuseln überall herum und sehen sehr süß aus.

Verspielte junge Hunde bei Francoise und Aime
Verspielte junge Hunde bei Francoise und Aime

Am frühen Nachmittag kommen wir in Lomé im Seemannsheim an. Das Schwimmbad ist voll bevölkert. Ein Schwimmlehrer gibt Unterricht.

 

Endlich können wir mal ein bisschen relaxen. Am frühen Abend kommt eines unserer Patenkinder. Reine bringt Quittungen von Schulbüchern. Sie hat Geld von Togo-Hilfe bekommen, für ihre Geschwister Mathe- und Physik-Bücher zu kaufen. Am Abend essen wir im Restaurant Alt-München nebenan.

 


Tag 11

Montag, den 27.11.

 

Am Vormittag gehen wir zum Centre Artisanal, um kleine Schnitzereien und Näharbeiten für den Rheinbacher Weihnachtsmarkt einzukaufen. Im Centre Artisanal in Lomé bekommen wir viel bessere Preise, als z.B. auf dem Markt in Atakpamé. Z.B. einen Schlüsselanhänger mit einer kleinen handgeschnitzten Figur erhalten wir hier für 250 CFA. In Atakpamé wollte der Händler 1.000,- CFA und die Schlüsselringe waren bereits angerostet – das hätten wir auf dem Weihnachtsmarkt zuhause nicht verkaufen können.

 

 

Viele der Schnitzer im Centre Artisanal sprechen nur ein wenig Englisch und Ewe, manche können einige Worte französisch. Die meisten kommen aus Ghana. Einer der Händler verkauft Musikinstrumente, dazu auch die „sprechenden Glocken“, die in einem bestimmten Rhythmus mit einem Stöckchen geschlagen werden. Er zeigt uns, wie die verschiedenen Instrumente gespielt werden und wir machen gemeinsam Musik. Auf diese Weise ziehen wir von Stand zu Stand. Um gute Preise zu verhandeln benötigt man viel Zeit. Neben Schnitzern, Näherinnen, Töpfer, Maler, Juwelieren, Instrumenten-Herstellern gibt es auch lederverarbeitende Betriebe wie Täschner und Schuster. Erst gegen Mittag verlassen wir das Kunsthandwerkszentrum wieder.

Beim Einkauf im Centre Artisanal in Lomé
Beim Einkauf im Centre Artisanal in Lomé

Nach dem Mittagessen besuchen wir das Museum der afrikanischen Kunst, das am Boulevard Mono nicht weit weg vom Seemannsheim liegt. Die Empfehlung hatten wir in einem Reiseführer über Togo gefunden. Die Sammlung wurde vor vielen Jahren von einem Schweizer angelegt, einem Herrn David, der sie aber aus Altersgründen in 2010 an einen Chinesen verkauft hat. Dieser Herr ist der Vorsitzende der Chinesischen Gemeinschaft in Lomé. Die Sammlung umfasst viele Figuren aus den vergangenen Jahrhunderten, hauptsächlich aus verschiedenen westafrikanischen Kulturen. Darunter sind bemerkenswerte, sehr alte Metall-Arbeiten der Mossi aus Burina Faso. Sehr interessant sind auch die Holzarbeiten aus sehr vielen verschiedenen, teilweise alten Kulturen in Nigeria. Aus Togo sind nur wenige Stücke zu bewundern, diese sind wohl schwierig zu bekommen. Einige zeitgenössische Stücke der Recycling Kunst runden die sehr interessante Ausstellung ab.

Skulpturen im "museum d'art africain" in Lomé
Skulpturen im "museum d'art africain" in Lomé

Nach dem Museum gehen wir auf den Grand Marchée. Wir wollen eine neue Tasche für Michael suchen. Leider ist es schwierig, sich als Weißer dort unter die Leute zu mischen und in Ruhe etwas auszusuchen. Überall wird man sofort von den Händlern umringt, die versuchen, einem irgend- welche Sachen aufzudrängen, die wir gar nicht haben wollen. Sieht man mal ein interessantes Stück, machen sie Preise, die einfach nicht passen. So bietet man uns einen Schlüsselanhänger für 1.500 CFA an – den gleichen hatten wir am Vormittag für 250 CFA gekauft. Als wir handeln wollen, gibt man sich hartnäckig. Die Preise hier auf dem Grand Marché sind völlig überteuert. Wir geben auf – die meisten Sachen haben wir ja bereits eingekauft.

 


Tag 12

Dienstag, 28.11.

Wir machen heute einen Ausflug nach Aneho. Auf der Fahrt nach Aneho kommen uns fast 40 LkW’s eines nigerianischen Zement-Lieferanten entgegen. Unterwegs wird uns erzählt, dass diese Firma dem reichsten Menschen Afrika’s gehören würde. Ein bisschen deutsch-togoische Geschichte und etwas Natur wollen wir in der Gegend von Aneho erleben.

 

Zunächst steht die Besichtigung von ein paar alten Gebäuden an. Eine alte Kirche, die in Aneho von den Deutschen gebaut wurde, ein ehemaliges Krankenhaus (Kutschenritter – nach Info von einem Geschichtslehrer war das zu seiner Zeit das modernste Krankenhaus in Westafrika), in dem heute eine Schule untergebracht ist, sowie verschiedene Denkmäler – alte Spuren der Deutschen in Togo, die mit Unterstützung der deutschen Botschaft erhalten werden.

 

 

In Zebe, einem Ortsteil von Aneho gibt es ein altes Museum aus der Kolonialzeit. Zebe war früher mal zeitweise die Hauptstadt von Togo. Im Museum gibt es alte Landkarten, Fotos, die englische Handschrift des Schutzvertrages und verschiedene afrikanische Figuren, die den König Foli und einige Mitglieder seines Hofstaates zeigen (es handelt sich nicht um Foli Bebe aus dem benachbarten Glidji, sondern um einen König Foli aus dem hiesigen Ort).

 

 

Zu Mittag essen wir im Hotel Oasis am Meer. Das ist wunderschön gelegen, an der Stelle wo der Lac-Togo Verbindung zum Meer hat. Auf der Speisekarte gibt es Seezungenfilets – aber auch Crepes mit Schokolade.

Das Essen bestellen wir nach unseren früheren Erfahrungen vor, bevor wir ins Museum gehen. Wir sind im Moment die einzigen Touristen hier.

 

Am Nachmittag besuchen wir ein Öko-Museum – das ist eigentlich eine Baumschule ist. Wir besichtigen einen Teich, indem Krokodile leben sollen. Nebenan gibt es ein kleines Gehege mit jungen Krokodilen. Es kann wohl schon mal vorkommen, dass Krokodile aus dem Teich rauskommen, und die Leute ringsum dann reissaus nehmen, wie unser Führer uns erklärt. Am Ende müssen wir uns ins Gästebuch eintragen.

 

Anschließend wollen wir eine Pirogenfahrt im Mono-Delta machen. Leider wurde dies nicht vorher organisiert. Als wir den entsprechend zuständigen finden, erfahren wir, dass heute keine Boote zur Verfügung stehen – wir hätten nicht reserviert. Schade – die Fahrt durch die Mangroven wäre ein sehr interessantes Erlebnis geworden. Etwas enttäuscht fahren wir mit dem Bus in Richtung Lomé zurück. Unterwegs halten wir bei einem Markt und kaufen Pfeffer, Anis, Muskatnuss und Erdnüsse.

 


Tag 13 / 14

Mittwoch, der 29.11. und Donnerstag, der 30.11.

 

Eigentlich wollten wir bei Pater Jean von den Styler Missionaren übernachten. Allerdings wurden nun für heute, morgen und übermorgen wieder Demonstrationen angekündigt. Daher sind wir im Seemannsheim geblieben, da es ungewiss ist, wie die Straßenverhältnisse und die Sicherheit für Jovos in den zentralen Stadtvierteln von Lomé sein werden. Unsere Zimmerbuchung konnten wir verlängern – gegen einen kleinen Aufschlag bis heute Abend. Wir fangen an zu packen und essen gemütlich eine Kleinigkeit zu Mittag. Die Abfahrt zum Flughafen planen wir gegen 18:00 Uhr. Aimé und Salifou werden uns mit dem Bus zum Flughafen bringen.

 

Wir versuchen online einzuchecken. Teilweise klappt das ganz gut, das WLAN ist vormittags einigermaßen verfügbar. Ab Mittag ist mal wieder der Strom weg und zeitweise läuft der Generator. Aimé kommt leider viel zu spät – am Abflugtag ist das immer etwas kritisch, da liegen dann schon mal die Nerven blank – sonst verläuft erstmal fast alles soweit nach Plan. Unser Fahrer tankt bis auf den letzten Tropfen voll. Im Schaufenster des Tankstellenshops stehen Spargel im Glas und Corn Flakes. Wir sind zwar auf dem Weg zum Flughafen, aber wir sind doch noch immer in Togo. Die Kleidung für die Rückreise haben wir schon mal in unsere Rucksäcke gepackt. Zuhause ist es ja so um die 30 Grad kälter. Das wird eine lange Nacht werden. Nicht jeder kann bei einem Nachtflug schlafen. Der Abflug ist gegen 21:35 Uhr geplant. Auf dem Rückflug gibt es eine Zwischenlandung in Accra und gegen 7 Uhr morgen früh sollen wir wohl in Brüssel landen.

 

 

Bierwerbung beim Seemannsheim in Lomé
Bierwerbung beim Seemannsheim in Lomé
Hafen beim Seemannsheim in Lomé
Hafen beim Seemannsheim in Lomé

Leider kommt es nicht zum planmäßigen Abflug. Wir kommen erst gegen 22:50 Uhr weg. Erst geht es mal nach Accra, die Hauptstadt Ghana’s, wo noch Passagiere dazu steigen. Dann geht es weiter nach Brüssel. Nachts um 2 Uhr kriegen wir unser „Abendessen“. Wir kommen verspätet in Brüssel an. Uschi, Klaus und Silvia kriegen von den Stewardessen Express-Tickets, damit sie schneller durch den Flughafen kommen, um den Anschlussflug nach Stuttgart zu kriegen. Einer der Stewards, ein kleiner Belgier, will sie aber erst nach den Business-Class Passagieren aussteigen lassen – glücklicherweise kriegt die Chefin das mit und sie können gleich aus dem Flieger. Nach dem sie quer durch den Flughafen zum Gate A50 gejoggt sind, erhalten sie die Mitteilung, dass der Flug um mindestens 50 Minuten verspätet ist und dass das Gate geändert wurde. In Brüssel auf dem Flughafen funktioniert nicht wirklich viel gut. Keine der Damentoiletten war abschließbar – egal bei welchem Gate. Teilweise waren die Türklinken abgerissen. Bei den ganzen Handy-Ladesteckdosen im Wartebereich war kein Strom. Ein Mitreisender hat dort ebenfalls vergeblich versucht, sein Laptop zu laden. Klaus und Silvia grinsen ihn an und meinen, sie kommen gerade aus Afrika, dort hatten sie auch immer wieder keinen Strom – aber hier? Der Mitreisende meint, tut ihm leid und willkommen in Brüssel.

 

Der Flug von Michael hat ebenfalls Verspätung. Die Begründung für die Verspätung des Flugs nach Stuttgart wurde seitens der Flugleitung damit entschuldigt, dass es einerseits in Stuttgart stark schneite und alle Maschinen zum Enteisen mussten, worauf es zu einem Stau kam und andererseits der Kollege in Brüssel am Gate sich nicht richtig mit seinem Computerprogramm auskannte, weshalb es erst mal Schwierigkeiten gab, die genaue Zahl der Passagiere festzustellen.

 

Inzwischen sind alle Mitreisenden wieder gut zuhause angekommen.
Das war’s von der Togoreise 2017 von Michael, Uschi, Klaus und Silvia.