7. Tag: Togo-Tour Ostern 2023

Ostersonntag: Atakpamé nach Lomé

Heute heißt es früh aufstehen. Nein, nicht zur Ostereiersuche, sondern um zeitig mit dem Bus das heutige Programm zu schaffen. Wir frühstücken um 7.00 Uhr. Michael hat mir ein hartgekochtes Osterei aus Deutschland mitgebracht. Jürgen hat Togo-Schokolade mit Ingwer besorgt. Ingwer gibt der Schokolade mit 55% Kakao eine ordentliche Schärfe. Man muss es zum Frühstück mögen! Ich habe für alle kleine Schokoosterhäschen aus Deutschland durch die Hitze gerettet! Frohe Ostern

Der Regen hat für frische Luft und auch für eine kleine Abkühlung auf unter 30° C gesorgt. Es ist auch nicht mehr so schwül. Ein angenehmer Ostersonntag. Wir brechen auf und kommen an fruchtbaren Feldern vorbei. Überall wird nach dem Regen auf den Böden gearbeitet. Natürlich alles per Hand. Frauen haben zudem noch ihre Kleinkinder auf den Rücken gebunden. Es regnet nochmal ganz leicht. Aber nicht lange. In der Gegend um Atakpamé begegnen wir auch vielen Rinderherden. Weiße Rinder – alle mit Untergewicht! Auch die Flughunde sind unterwegs. Sie hängen in den Baumspitzen.

 

Wir sind auf der Haupt-LKW-Strecke vom Hafen in Lomé bis in den Norden. Das merkt man. Ein Feiertagsfahrverbot gibt es nicht – das Wort kennt man hier nicht. Völlig überladene LKWs quälen sich den Weg in den Norden. Oft erkennt man sogar noch Passagiere, egal ob Menschen oder Tiere, hoch oben auf der Ladefläche. Leider schaffen es nicht alle LKWs ohne Schaden durchzukommen. Kaputte Reifen sind zunächst nicht das Problem. Dann wird bei den Mehrachsern halt mit einer Achse weniger gefahren. Außerdem wird gefühlt jeden Kilometer mit gebrauchten Reifen gehandelt. Sogar Reifen ohne Profil, bei denen schon das Gewebe herausschaut, werden noch montiert. Hier und da liegen LKWs umgekippt im Graben, entweder durch einen Fahrfehler in der Nacht oder bei Regen, oder wegen verrutschter Ladung. Daher fahren wir auch nicht Nachts durchs Land, zumal vielfach die Beleuchtung der Fahrzeuge nicht funktioniert.

 

Neben uns sieht man noch die Bahnschienen der 167 km langen sog. „Baumwolllinie“, die ab 1908 von Lomé nach Atakpamé gebaut wurde und 1913 in Betrieb ging. In der französischen Kolonialzeit wurde die Strecke sogar noch bis Blitta um 113 km verlängert. Der Bahnbetrieb ist seit  vielen Jahren eingestellt. Unterwegs besuchen wir eine typische Dorfschule. Einfache Gebäude ohne Steine. Einfach 4 Pfosten, die Seiten aus Palmblättern – aber immerhin ein Blechdach. Die Tafel hängt an 2 Baumstämmen. Die 3er-Bänke mit dem integriertem Tisch stehen eng an eng. Wir sind wirklich auf dem Land!

 

Soldatenfriedhof Walhala
Soldatenfriedhof Walhala

Wir erreichen Wahala und besuchen dort den Soldatenfriedhof. Wahala bedeutet Leiden und war ein Kolonialdorf wo Zwangsarbeiter aus dem Norden von Togo für den Bau der Bahnlinie herangezogen wurden. Am 22.8.1914 gab es hier eine kurze Schlacht. Briten und Franzosen mit Afrikanischen Söldnern kämpften gegen die Deutschen. Es starben 28 afrikanische Söldner, der englische Leutnant G.M. Thomson, der französische Leutnant Guillemard, sowie der deutsche Unteroffizier Heinrich Klemp. Die Briten kamen aus ihrer Kolonie, der Goldküste – heute Ghana und die Franzosen aus ihrer Kolonie, dem Königreich Dahomé – heute Benin. Allen Gefallenen wird hier würdig und mit Namen gedacht. Tafeln klären zur Geschichte auf. Die Ziegen fühlen sich auf den Gräbern wohl. Kinder sind um uns herum und zwei Kleinkinder wollen unbedingt die Hand von Philipp und Gerda. Erst als wir wieder in den Bus einsteigen, lassen sie die beiden los.

Durch den Regen und vor allem wegen der sehr schlechten Pistenverhätnisse fahren wir nicht zur prähistorischen Ewe-Stadt Tado. In Notse halten wir an einer staatlichen Grundschule (EPP). Dort kann man noch Teile eines Mosaiks aus der frühen Ewe-Zeit sehen. Das Volk der Ewe kam vom Nil nach Mauretanien, dann nach Nigeria und von dort im 17. Jahrhundert nach Notse. Nigeria und das nördliche Benin verließen die Ewe wieder, weil ihnen dort aufgetragen wurde jährlich 25 Jungfrauen zu opfern. Die Ewe litten auch durch ihren König, der sein Volk tyrannisierte. Er zog eine 14 km lange, 6 bis 8 m hohe und 2 m dicke Mauer um sein Königreich. Mit heimlich gehortetem Wasser konnten die Frauen in einer Nacht in der der König feierte, die Lehmmauer aufweichen und es flohen viele Menschen aus dem Königreich. Wir fahren auf der „Stoßdämpferteststrecke“ weiter Richtung Süden. Die Frauen am Straßenrand haben sich herausgeputzt. Oft tragen sie weiß und sind auf dem Weg am Ostersonntag zur Kirche.

Sandalendusche
Sandalendusche
Der Weg zum Hotel
Der Weg zum Hotel

Wir kommen gut voran, so dass wir schon Mittags am Hotel Robinson Plage in Lomé sind. Wir beziehen unsere Zimmer – diesmal kommen wir auch alle im Hotel unter. Nach einem Mittagessen genießen wir Strand und Meer, den Blick von der Terrasse, die ein- und ausfahrenden Containerschiffe oder ruhen ein wenig aus. Das Robinson Plage ist wirklich von der Qualität herausstechend. Was für ein Ostersonntag! Wir lassen es gemütlich beim Abend auf der Terrasse ausklingen. Das Meeresrauschen begleitet uns in den Schlaf.