5. Tag: Togo-Tour Ostern 2023

Karfreitag: Kpalimé – Atakpamé

Gehörlosenklasse
Gehörlosenklasse

Nach ruhiger Nacht treffen wir uns alle zum Frühstück. Die Koffer haben wir bereits gepackt ins Foyer gestellt. Salifou packt wieder alles gut verschnürt auf das Dach des Busses. Heute gibt es für jeden eine frische Früchteplatte mit Papayas und Mangos. Ein Gedicht! Nochmal schön weich sitzen, bevor es mit dem Bus die etwa 90 km nordöstlich nach Atakpamé geht. Unterwegs sehen wir immer wieder vor den katholischen Kirchen die Jesusfigur in Tüchern eingehüllt. Nach drei Kilometern erwartet uns die erste Kontrolle der Gendarmerie am heutigen Tag. Es geht schnell mit der Kontrolle, da Michael die von mir mitgebrachte deutsche Flagge aus dem Wagen hält.

 

Salifou steuert den Bus gekonnt über die vielen Bodenschweller. Früher waren die durch den Zustand der Straße nicht notwendig – aber die Zeiten ändern sich. Auch heute ist die Straße in einem guten Zustand. Dafür muss auch an einer Stelle Maut bezahlt werden. Wir fahren durch eine fruchtbare Ebene. Überall gibt es Früchte und Gemüse. An der Straße werden hier zudem Natursteinplatten angeboten. Natürlich auch immer wieder Holzkohle.

 

Gehörlosenschule
Gehörlosenschule

Wir besuchen in Kpele-Adeta die integrative Grundschule, die es auch in Kpalimé gibt. Die Gehörlosenschule APEM (= Association pour la Promotion de l'Enfant Malentendant) hat Nestor gegründet. Eine Schule mit 2 Klassenräumen, aber ohne Strom und fließend Wasser. Er dankt der Togo-Hilfe für die Unterstützung, mit der u.a. eine zweite Klasse an das kleine Gebäude angebaut werden konnte. Ziel von Nestor ist es seit 2012 Bildung für alle Kinder anzubieten, auch für die, die Gehörlos sind. Er ist Lehrer, der die Gebärdensprache beherrscht. Die Kinder, die uns mit glücklichen Augen begrüßen, haben heute ihren letzten Schultag vor den Osterferien. Die Schüler kommen aus den Dörfern der Umgebung und hätten sonst nie die Chance beschult zu werden. Oft fällt die Behinderung erst spät auf. Eltern nehmen ihre gehörlosen Kinder dann lieber mit zur Feldarbeit. Wir sind tief beeindruckt vom Engagement des kleinen Lehrerteams rund um Nestor. Das mitgebrachte Federballspiel der Raiffeisenbank und die kleinen Haribotüten lassen wir – neben einer Geldspende der Reisegruppe und zusätzlich der Togo-Hilfe – gerne vor Ort. Dieser Besuch hat uns alle berührt. Was für ein Engagement für die Ärmsten der Armen.

Freundliche Menschen
Freundliche Menschen
Flughunde und  Solar-Laterne
Flughunde und Solar-Laterne

Wir fahren weiter und kommen nach kurzer Zeit in Kpele-Goudeve an. Dort hat die Togo-Hilfe den Wasserspeicher an der Krankenstation finanziert. Vor gut 10 Jahren gab es dort noch kein fließend Wasser. Der „OP-Tisch“ hat uns damals beeindruckt. Ein gefliester Tisch, der eher in eine Metzgerei gepasst hätte. Der Krankenwagen vor der Krankenstation ist eine umgebaute Autorischka „Tuk-Tuk“. Wer es bis in diesen „RTW“ geschafft hat, wird spätestens beim Transport versterben. Über der Krankenstation sehen wir hunderte von Flughunden. Zuvor haben wir oft den Schwarzmilan gesehen. Wir fahren weiter hinein in die Region Plateaux. Es gibt 5 Regionen in Togo. Die Plateaux-Region ist sehr fruchtbar. Wir schauen uns am Straßenrand einen Kaffeebaum an. 90 % des Kaffees – hauptsächlich Arabica und Robusta – kommen, ebenso wie der Kakao, aus der hiesigen Region. Unterwegs begegnen uns immer mehr Ziegen, wobei wir nur eine Rinderherde sehen. In Amlamé ist heute großer Markt. Hier ist das Volk der Akposso beheimatet – eine Minderheit in Togo. Amlamé ist Sitz der Präfektur von Amou.

Wasserfall Ayome
Wasserfall Ayome

Kurze Zeit später erreichen wir den katholischen Wallfahrtsort Ayome. Hier wird die Jungfrau Maria verehrt. Auf dem Hinweg sehen wir im Ort eine schmale Kuh. Auf dem Rückweg wurde sie gerade geschlachtet. Sie spendete offensichtlich nicht genug Schatten Ein Mann mit arg verletztem Fuß, humpelnd am Stock, weist uns den Weg. Uns interessiert besonders der Wasserfall, der zu dem großen Kirchenareal gehört. Der Weg hinauf zum Wasserfall ist kurz – aber beschwerlich. Dafür erwartet uns erneut ein Naturspektakel. Das Wasser plätschert aus großer Höhe in die Tiefe. Ein kleines Auffangbecken drosselt den Wasserabfluss. Die Felswand ist komplett mit mächtigen Wurzeln bewachsen. Das Freilichtareal des Wallfahrtsortes ist riesig. Auf dem Rückweg zur Hauptstraße schauen wir uns noch Kakaopflanzen an. Die Prozessionen der Gläubigen nehmen zu. Immer wieder erblicken wir kleinere und größere Gruppen, hauptsächlich Frauen und Kinder. Alle sind richtig „herausgeputzt“. Ein schönes Bild am Karfreitag. Die Temperatur steigt auf 37°C. Der Fahrtwind im Bus wird dankbar als Abkühlung genutzt.

Prozession
Prozession

Noch 10 km und dann sind wir auf 400 m in Atakpamé. Die Stadt der 7 Hügel. Atakpamé, genannt nach einem Königsgeschlecht hat knapp 100.000 Einwohner und ist damit die fünftgrößte Stadt von Togo und Sitz der Präfektur Ogou. Wir checken im ersten Hotel am Platze – dem Hotel Louxembourg – ein. Es wird weiter am und im Hotel gebaut. Die Zimmer sind wirklich OK. Es gibt Zimmer mit Ventilator oder Klimaanlage. Wir nehmen die zweite Variante. Wichtig ist, dass die Klimaanlage funktioniert, sonst wäre es für uns bei der Hitze doch sehr beschwerlich. Das Mittagessen im Hotel dauert. Es wird halt alles frisch zubereitet. Aber Nudeln nach über 1 Stunde? Wir sind in Afrika und genießen stattdessen die Pause. Am Nebentisch sitzt – wir können es erst nicht glauben – Prinz Lorenzo aus Köln-Zündorf. Wir haben ihn mal in Rheinbach kennengelernt und in Köln in seinem Lokal am Rhein besucht. Er war mal togoischer Meister im Boxen. Mittelgewicht. Inzwischen könnte er die Gewichtsklasse nicht mehr halten. Er ist mit Unterstützern für Togo aus Deutschland gerade auch in Atakpamé. Wir fahren nach dem „Nachmittagsessen“ in die Stadt. Aimé zeigt uns den Marktbereich. Kleine Stände bieten von Kleidung über Früchte und Gemüse, bis hin zu Gasflaschen, Töpfe und Spirituosen, alles – wirklich alles - an. Wir sind von der Freundschaft begeistert. Niemand drängt uns zum Kaufen. Aber wenn etwas gekauft wird, dann freuen sich die Verkäuferinnen auf ehrliche Art. Wir fahren weiter zu einer Schmiede. Unter dem Wellblechdach stehen zwei Lehmöfen – in der Schräge! Die Handwerker schmieden Eisen für Gebrauchsgegenstände, wie Spaten und Hacken. Was für ein Anblick! Nichts für unsere Gewerbeaufsicht und den Arbeitsschutz!

Die Schmiede
Die Schmiede

Den Begriff „Sicherheitsschuhe“ gibt es im afrikanischen nicht. Vom Roc-Hotel schauen wir auf die Stadt mit den 7 Hügeln. Zurück am Hotel genießen wir noch ein kühles Getränk auf der Terrasse, bevor es doch mal zum Koffer auspacken geht. Schnell unter die Dusche – der Druck ist sogar im 2. OG noch passabel. Nur das zweite Handtuch fehlt immer -  also schnell als erster unter die Dusche! Zum Abendessen im Hotel benötigen wir nur noch was „Kleines“. Volker hat eine Überraschung: Gegen „Korkengeld“ kredenzt er den African Marula für die Damen und den Johnnie Walker Black Label 12 Jahre alt für die Herren. Er hatte auf dem Markt eingekauft. Der Whisky ist bestimmt älter als die 12 Jahre! Wir sitzen noch bei netten Gesprächen zusammen. Das Erlebte des Tages, egal ob Gehörlosenschule, Krankenstation, Schmiede oder Markt wird noch eifrig besprochen. Wir stellen fest in einer ganz anderen Welt zu sein.

Markt in Atakpamé
Markt in Atakpamé