11. Tag der Togoreise - Auszubildenden & mehr

Montag, den 28.11.22

 

Zunächst fahren wir zur „l’union des chambres régionales de métiers“ – der Vereinigung der regionalen Handwerkskammern in Lomé. Dort treffen wir einen Vertreter der Handwerkskammer zu Köln, die hier in Person von Joachim Milz tolle und beindruckende Arbeit leistet. Joachim Milz unterstützt die togoischen Handwerkskammern im Aufbau und Strukturierung der Organisation und vermittelt Kenntnisse zur Unterstützung von Handwerkerorganisationen nach deutschem Vorbild.

 

 

Mit Joachim besuchen wir Baby Promise. Promise ist die Tochter eines Informatikers der auch für die Handwerkskammer tätig ist und seiner Frau Vincencia. Promise wurde mit offenem Rücken geboren. Ohne Operation am Rücken hätte sie keine Überlebenschance gehabt. Togo-Hilfe hat mit einem Spendenaufruf Geld gesammelt und die Mitglieder haben auch selbst gespendet um die Operation und die aufwendigen

 

 

Nachuntersuchungen zu ermöglichen. Inzwischen geht es ihr den Umständen entsprechend gut. Sie muß noch weiterhin zur Behandlung zur Physiotherapie. Das kostet 20.000 CFA pro Woche (ca. 30 Euro). Die Physiotherapie hatten sie unterbrochen, weil das Geld wegen der Krankheit des Großvaters benötigt wurde. Togo-Hilfe übernimmt die Kosten für die Physiotherapie für die nächsten Monate. Am 19.11.22 wurde Promise zwei Jahre alt. Promise hat tolle Fortschritte gemacht. Sie steht schon an der Hand der Mutter und macht erste Gehversuche an der Hand. Wenn sie alleine ist, versucht sie sich überall hochzuziehen, der Drang zur Bewegung ist da. Jedoch hat sie viel zu wenig Bewegung. Mit der Physiotherapie-Behandlung wird sie Laufen lernen.

 

Danach fahren wir zum COA (Centre omnitherapeutique Africaine) nach Sanguéra. Das ist ein Stadtviertel von Lomé in Richtung Kpalimé, dass sich noch in der Entwicklung befindet. Es gibt hier viele angefangene Häuser. Das COA forscht an der Verbindung der modernen Medizin mit der traditionellen Medizin. Wichtige Punkte hierbei sind die Pflanzenheilkunde und die Heilpflanzenzucht. Entscheidend die Verifizierung der Wirksamkeit der Wirkstoffe in den Heilpflanzen, die toxikologische Untersuchung und die Ermittlung von Nebenwirkungen. Nur wenn die klinische Evidenz für die Wirksamkeit einer Heilpflanze bestätigt werden kann, kann sie für die Herstellung von alternativen Medikamenten eingesetzt werden.

 

Ebenfalls in Sanguéra jedoch auf der anderen Seite der Hauptstraße nach Kpalimé, wohnt Nelson – er ist noch im Patenschaftsprogramm von Togo-Hilfe. Er hat ein Studium zum Anwendungsentwickler absolviert. Seine Bachelor Arbeit hatte er eigentlich vor längerer Zeit seinem Betreuer zur Kommentierung übergeben. Dieser hatte sich jedoch über Monate trotz wiederholter Nachfrage nicht darum gekümmert. Dieses Problem tritt in Togo häufig auf. Die Studierenden sind in solchen Fällen machtlos.

Nachdem Nelson die Kommentierung zurückerhielt, konnte er seine Arbeit endlich abschließen. Im September konnte er die Arbeit in der endgültigen Fassung abgeben. Nun wartet er auf die Antwort der Schule für einen Verteidigungstermin. Erst nach der Verteidigung kann er seine Abschlußpapiere bekommen. Richtige Aufträge oder eine feste Anstellung kann er erst mit dem Abschluß annehmen. Derzeit entwickelt er eine App für eine Schule und er bekommt das bezahlt.

 

Das Wetter ist schlechter geworden, ein Gewitter zieht auf. Aimé fährt uns in strömendem Regen zum nächsten Termin. Eigentlich sollten die letzten Regenfälle nach der Regenzeit längst vorbei sein. Aufgrund des Klimawandels halten sich Trocken-und Regenzeit nicht mehr an den Kalender und insgesamt regnet es viel weniger.

 

Als wir bei Blaise d’Almeida beim Verein KommTogoGehWeiter aussteigen, hört der Regen auf und wir kommen vom Auto trockenen Fußes ins Haus. Der Architekt Herr Komi für das neue Ausbildungszentrum in Devikinme ist da. Ebenso anwesend ist Herr Thierry, der Programmdirektor für das Ausbildungszentrum. Togo-Hilfe finanziert dort ein Internat für junge Frauen als Teil der Gesamtanlage. Die Gesamtanlage umfasst Werkstätten für die Berufe im Bereich Mechatronik, erneuerbare Energien, Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten und Informatik. Ein Technikraum, ein Verwaltungsgebäude mit Büroräumen, Küche, Aufenthaltsraum und Speisesaal runden die Anlage ab. Da Mädchen nicht im Dorf untergebracht werden können und sie ggf. von weiter entfernten Orten aus Togo hierherkommen, soll es für sie die Möglichkeit geben, im Internat zu wohnen.

 

 

Mit dem Architekten sprechen wir über das Gebäude für das Internat, über die Ausstattung der sanitären Einrichtungen, die Treppen, die Details zu den Räumen und zu den Preisen. Mit den Eigentumsverhältnissen zum Grundstück gibt es glücklicherweise hier keine Themen. Das wird von der Familie d’Almeida zur Verfügung gestellt.

 

Während wir bei den Gesprächen sitzen, kochen die Auszubildenden den Fachkochschule Avenida ein fürstliches Mal mit Hähnchenspießen, Zucchini-Spießen, Kolliko (fritierter Yams)-und Kochbananenspießen und servieren das auf der Dachterrasse. Eigentlich hatten wir vorhin beim COA bereits gebratene Kochbananen mit Ananas und Papaya bekommen und wir haben noch einen größeren Programmpunkt vor uns. Also essen wir eilig eine Kleinigkeit und lassen uns ein paar Sachen einpacken.

 

Dann geht es nach Lomé in das Viertel Akodesséwa. Hier befindet sich der berühmte Fetischmarkt von Lomé. Den wollen wir allerdings heute nicht besuchen. Es geht um etwas viel banaleres – wir besuchen eine Bäckerei. Es gibt hier einen Bäckermeister mit 3 Auszubildenden und 4 Praktikanten. Ganz früher war auf diesem Gelände mal der Rotarier-Club, danach war eine Gerberei hier untergebracht. Das Gelände ist sehr sauber, es gibt einen Brunnen im Hof und einen Guavenbaum, der kleine Früchte trägt. Die Bäcker tragen bunte Bäckermützen. Es gibt einen Ausbildungsraum mit einer Tafel mit Rezepten. Sie backen verschiedene Sorten von Broten auf der Grundlage von Weizenmehl, welches sie mit einheimischen Mehlsorten und anderen einheimischen Zutaten anreichern, wie Sorghum, Mil, Fonio, Maniok, Yams, Mais, Sesam und Artemisia Honig. Sorghum, Mil und Fonio sind verschiedene Hirsearten. Die Grundlage Weizenmehl benötigen sie, damit der Teig aufgeht. Weizen wächst in Togo nicht und muß importiert werden. Jedoch schafft die zusätzliche Verwendung einheimischer Zutaten Arbeitsplätze im eigenen Land. Die Auszubildenden, die aus mittellosen Familien kommen, bezahlen nichts für die Ausbildung. Das ist in Togo nicht selbstverständlich. Joachim Milz erklärt uns die Organisation und die soziale Ausrichtung dieser Einrichtung zur Ausbildung von Bäckerlehrlingen.

 

 

 

Aimé fährt uns ins Hotel zurück. Unterwegs ist die Verkehrslage mehr als chaotisch. Wir fahren in Richtung Hafen und sind mitten in einem mehrspurigen LKW Stau in einer Straße, die eigentlich nur 2 Spuren hat. Jedoch schaffen es die Togoer irgendwie, sie in eine 4-spurige Straße zu verwandeln. Gefühlt sind überall Fahrzeuge kreuz und quer und einen Augenblick denken wir Europäer, da kommen wir nie wieder raus. Doch mit viel Geduld manövriert Aimé den Wagen unbeschadet durch das Getümmel und wir erreichen bei Einbruch der Dunkelheit das Hotel Robinson Plage.